Text: Eva Lehnen
Die Direktoren im fernen Glasgow haben entschieden, ihrem Geologen eine letzte Chance zu geben. Einmal noch soll George Bernard Reynolds in Masdsched Soleyman rund 490 Meter tief bohren. Wenn er dann wieder Pech hat, soll er aufhören. Sieben Jahre lang hat Reynolds schon am Persischen Golf nach Erdöl gesucht. Nun, im Frühjahr 1908, wollen seine Bosse das kostspielige Desaster beenden. 250 000 britische Pfund sind bereits in den Wüstensand gesetzt. Der ehrgeizige Traum, hier schwarzes Gold zu finden – er ist wohl aus.
Die enttäuschten Herren in Europa können nicht riechen, warum der erschöpfte Reynolds, ein Mann von über 50 Jahren, gar nicht daran denkt, von der beschwerlichen Arbeit im Nirgendwo der südwestpersischen Provinz Chuzestan abzulassen: Seit Tagen steigt ihm und seinen Männern aus Bohrloch Nummer eins ein starker Gasgeruch in die Nase – ein vielversprechendes Zeichen. Tatsächlich: Am 26. Mai 1908 schießt gegen 4.30 Uhr morgens eine stinkende schwarze Fontäne aus dem Förderturm. Sofort schickt Reynolds einen Kamelkurier mit der so lange herbeigesehnten Nachricht zur Telegrammstelle nach Bagdad: Das erste Ölfeld im Mittleren Osten ist gefunden!
Schwarzes Gold: Aus einem Bohrturm in Südwestpersien sprudelt um 1910 eine stinkende Fontäne
Der folgenschwere Konzessionsvertrag sorgt für ein Zerwürfnis, dessen Folgen bis heute wirken
Nicht nur das: Die Briten werden diese und alle weiteren Ölquellen, auf die sie in den kommenden Jahrzehnten in Persien stoßen werden, kontrollieren und ausbeuten. So sieht es ein Konzessionsvertrag vor, den sieben Jahre zuvor der britische Investor William Knox D’Arcy mit Mozaffar ad-Din Schah, dem Herrscher in Teheran, geschlossen hat: „Im Hinblick auf das besonders freundschaftliche Verhältnis, das die sehr mächtigen Regierungen Großbritanniens und Persiens verbindet, werden 60 Jahre lang dem William Knox D’Arcy und seinen Angehörigen, allen seinen Nachkommen, Freunden und Erben volle Macht und unbeschränkte Freiheit zugesichert, die Tiefen des persischen Bodens seinem Gefallen nach zu durchforschen und aufzugraben, wobei sämtliche durch ihn zutage geförderten Produkte sein unanfechtbares Eigentum bleiben sollen.“
Das Öl von Masdsched Soleyman – für den millionenschweren Glücksritter D’Arcy ist es bereits die zweite Bonanza seiner Karriere. Jahre zuvor hat er mit Goldgeschäften in Australien schon einmal märchenhafte Gewinne eingefahren. Für Persien aber wird seine neue Entdeckung mehr Fluch als Segen sein. Das Konzessionspapier, das der Schah 1901 recht arglos unterschrieben hat – der Ölfund des George Bernard Reynolds macht es von einem Tag auf den anderen zu einem Dokument der nationalen Selbsterniedrigung. Dass Ausländer den Reichtum ihres Landes fast vollständig kontrollieren, dass er nicht zuerst ihrem Wohl dient, sondern der britischen Anglo-Persian Oil Company (später British Petroleum, BP): Generationen von Persern werden das als schwärende Wunde ihrer modernen Geschichte empfinden.
National Selbsterniedrigung
Für den Historiker Peter Frankopan ist der Vertrag sogar eines „der wichtigsten Dokumente des 20. Jahrhunderts“. Er vertieft jenes Zerwürfnis zwischen dem Westen und der islamischen Welt, dessen Folgen bis heute wirken. Der persische Nationalismus, diese besondere Mischung aus Hybris und Verletzlichkeit, die in der Revolution des Ajatollah Khomeini gipfelt und im Atomstreit unserer Tage erneut sichtbar wird – er ist nicht zu verstehen ohne D’Arcys Konzession.
Von alldem ahnt der Brite nichts, als er dem Schah 20 000 Pfund für seine Bohrlizenz zahlt und dem Herrscher eine Beteiligung von 16 Prozent an den etwaigen Gewinnen zusichert. D’Arcys Erwartung, dass sich Erdöl in kommerziellen Mengen fördern lassen würde, war 1901 freilich noch reine Spekulation. Perfide ist der Deal trotzdem von Anfang an. Denn die „sehr mächtige“ persische Regierung, die die Urkunde hofiert, ist ein Papiertiger.
Offiziell ist Persien unabhängig. Tatsächlich aber kontrollieren fremde Mächte das ganze Land
Die Kadscharen, seit 1779 an der Macht, sind eine schwache Dynastie. Ihre Truppen: überschaubar und undiszipliniert. Die Verwaltung: auf mittelalterlichem Niveau. Die Staatskassen: chronisch leer. Den beiden europäischen Großmächten Großbritannien und Russland, die seit dem 19. Jahrhundert in Persien um Einfluss ringen, haben sie nicht viel entgegenzusetzen.
Vier Kriege hat Persien im 18. und 19. Jahrhundert gegen das Zarenreich verloren. Russland hat im Kaukasus und Zentralasien persisches Staatsgebiet annektiert und sich im Land wirtschaftliche Privilegien gesichert. Die Briten haben die Perser in Afghanistan geschlagen. Sie dürfen im Reich des Schahs steuerfrei Handel treiben und Güter zu niedrigen Zöllen importieren.
Persien nimmt im „Great Game“, dem Ringen um die Vorherrschaft in Zentralasien zwischen Russland und Großbritannien, eine Schlüsselstellung ein. Beide Mächte mischen sich tief in die inneren Angelegenheiten des Landes ein. Russische Offiziere etwa helfen dem Schah, eine moderne Armee aufzubauen – und übernehmen dann selbst das Kommando über die persische Kosakenbrigade.
Ab Mitte des 19. Jahrhundert scheint die Unabhängigkeit des Schahs kaum mehr vorhanden.
Michael Axworthy, britischer Iran-Spezialist
„Ab Mitte des 19. Jahrhundert scheint die Unabhängigkeit des Schahs kaum mehr vorhanden“, schreibt der britische Iran-Spezialist Michael Axworthy. Die Rivalität zwischen Großbritannien und Russland hatte „einerseits etwas Gutes. Sie machte es sowohl für die eine als auch die andere Macht schwer, Persien als Kolonie zu unterwerfen. Die negative Seite jedoch war, dass beiden Mächten jede Veränderung, jeder persische Reformer, der Unruhe hätten stiften oder dem Gegner Vorteile verschaffen können, suspekt waren.“
Verkauf von Monopol-Lizenzen als einträgliche Einnahmequelle
Während die Herrscher im benachbarten Osmanischen Reich weitgehende Reformen vorantreiben, verharrt Persien in Starre. Briten und Russen verhindern sogar den Aufbau eines Eisenbahnnetzes. Lieber sollen weiter Karawanen durchs Land ziehen. Gleichzeitig schreitet unter Naser ad-Dins Regentschaft der Ausverkauf des Landes rasant voran. Der Schah, der seit 1848 im Golestanpalast zu Teheran regiert, ist ständig in Geldnöten. Die Steuer einnahmen decken die Kosten für seine Villen und Paläste, für Hofstaat und Harem nicht. Monatelange Europareisen mit seinem Gefolge verschlingen Unsummen. Schon in den 1860er-Jahren hatte der Kadschare daher eine einträgliche Einnahmequelle entdeckt: den Verkauf von Monopol-Lizenzen, sogenannten Konzessionen, an Europäer.
Die Lizenz zum Aufbau eines Telegrafennetzes vergibt er an einen Briten. Wichtige Fischereirechte im Kaspischen Meer gehen an die Russen. Dem in Kassel geborenen Baron Julius de Reuter – dem Gründer der Nachrichtenagentur Reuters – verkauft der Schah das Recht, Eisenbahnen, Straßen, Fabriken und Minen zu bauen, und die Lizenz für das Postwesen.
Als die Russen ihn zwingen, die Verträge mit de Reuter wieder rückgängig zu machen, bekommt der Brite zum Ausgleich die Genehmigung, die Imperial Bank of Persia zu gründen, und obendrein ein Exklusivrecht zum Druck von Banknoten. Der spätere britische Außenminister Lord Curzon bezeichnet die Vorgänge als „vollständigste und außerordentlichste Überlassung der Wirtschaftsquellen eines Königreichs an Ausländer, die man sich vorstellen kann“. Im Volk wächst die Wut.
Als der Schah 1890 einem britischen Konsortium die exklusive Lizenz zur Vermarktung der gesamten persischen Tabakproduktion erteilt, kommt es in fast allen großen Städten zu Protesten. Einer der wichtigsten Geistlichen im Land ruft einen landesweiten Tabakboykott aus. Bauern verbrennen ihre Ernte, um sie nicht an die Briten verkaufen zu müssen. Händler lassen ihre Ware lieber in Flammen aufgehen als beschlagnahmen. Der Schah nimmt schließlich die Konzession zurück – wofür die Briten sich teuer entschädigen lassen. 500 000 Pfund muss Naser ad-Din der Imperial Tobacco Corporation of Persia zahlen und nimmt dafür einen Kredit bei der britischen Staatsbank auf. Persien hat nun zum ersten Mal Auslandsschulden – und gerät damit in noch tiefere Abhängigkeit.
Attatentat auf den Schah
Am 1. Mai 1896 treffen den Schah nach einem Moscheebesuch tödliche Schüsse in den Rücken. Der Attentäter will mit seiner Tat der Kadscharen-Herrschaft ein Ende beenden. Der Plan schlägt fehl. Doch im Land brodelt es weiter. Denn Mozaffar ad-Din, der sich nach dem Tod des Vaters krönen lässt, wiederholt dessen Fehler. Er finanziert die Staatskasse nicht nur weiter über die verhassten Konzessionsgeschäfte. Er gestattet den Briten und Russen auch noch die Errichtung von Militärstützpunkten.
Fatale Entscheidung: Der Monarch Mozaffar ad-Din Schah (1896–1907) erlaubt den Briten, nach Öl zu suchen – und überlässt ihnen einen Großteil der Profite
Die „Konstitutionelle Revolution“
Der Funke, der den schwelenden Volkszorn erneut zum Lodern bringt, springt im Dezember 1905 über. Der Gouverneur von Teheran lässt Zuckerhändlern aus dem Basar die Fußsohlen auspeitschen, weil sie sich nicht an die vom Staat diktierten Preise gehalten haben. Empört sucht nun eine Protestbewegung aus einflussreichen Geistlichen, mächtigen Basaris, urbanen Intellektuellen und aufgebrachten Stammesführern die offene Konfrontation mit dem Schah.
Sie besetzen die königliche Moschee in Teheran. Ein Streik bringt das Geschäftsleben zum Erliegen. Zu Anfang rufen die Aufständischen nur nach der Entlassung der Marionettenregierung. Doch bald stellen sie immer radikalere Forderungen. Nun verlangen sie politische Reformen und eine Verfassung, die die Macht des Schahs zugunsten eines gewählten Parlaments beschneidet. Die „Konstitutionelle Revolution“ wird zur ersten Massenbewegung des Nahen Ostens für Bürgerrechte und Pluralismus.
Revolutionäre: Der Unmut über die Inkompetenz des Schahs führt 1905/06 zum Aufstand. Daran beteiligen sich auch viele Händler
Einer der Anführer ist Hassan Taqizadeh. Wie viele aus der jungen Generation, die in Europa studiert oder die Reformen in der Türkei erlebt haben, will der Mittzwanziger aus Täbris die Rückständigkeit seines Heimatlandes überwinden und Persien zu einem eigenständigen, modernen Staat machen.
Rückblickend wirkt der hochbegabte Sohn eines angesehenen Geistlichen wie die Verkörperung des Übergangs von Tradition zu Moderne. Tagsüber widmet er sich dem Studium der islamischen Religionswissenschaften. Abends lernt er – heimlich, um den Vater nicht zu verärgern – Französisch, liest Lehrbücher der Medizin und der westlichen Geistesgeschichte. „Iran muss sowohl in seinem äußeren Erscheinungsbild wie auch in seinem Inneren, sowohl physisch wie geistig europäisiert werden und nichts sonst“, sagt Taqizadeh.
Die Entscheidungsgewalt liegt nun beim Parlament
Bereits im August 1906 muss der Schah die Forderungen der Revolutionäre weitgehend akzeptieren. Die Entscheidungsgewalt über die Staatsfinanzen liegt nun nicht mehr bei ihm, sondern beim Parlament, dem Madschles. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen lehnen die Abgeordneten die Aufnahme eines neuen britisch-russischen Kredits über 400 000 Pfund ab.
Bald jedoch zerstreiten sich die Revolutionäre. Eine klerikale Fraktion will das Grundgesetz an den Regeln des Koran ausrichten. Taqizadeh und seine Mitstreiter hingegen treten für eine klare Trennung von Staat und Religion ein. Derweil rüsten die Feinde der Revolution zum Gegenschlag.
Am frühen Morgen des 23. Juni 1908 umstellt die 1500 Mann starke Kosakenbrigade unter Führung eines russischen Offiziers das Parlament. Als die Abgeordneten sich weigern, nach Hause zu gehen, kommt es zum Kampf. „Die Schlacht dauerte unter vier Stunden und kostete nur wenige Hundert Leben, und doch handelte es sich um eine Tragödie, deren Schockwellen sich weit in die moderne Geschichte des Landes fortsetzen sollten“, urteilt der britische Historiker Christopher de Bellaigue.
Die russische Intervention
Die russische Intervention erfolgt mit offener britischer Unterstützung. Bereits Wochen zuvor haben der russische und der britische Gesandte in Teheran in einem gemeinsamen Kommuniqué den iranischen Außenminister gewarnt, die Revolutionäre „überschreiten alle Grenzen und wollen den Schah stürzen. Dies können wir nicht tolerieren.“ Russen und Briten setzen nun unverhohlener denn je ihre Machtansprüche durch. Den Norden Persiens besetzen bald 12 000 russische Truppen. Auch die Briten verstärken am Vorabend des Ersten Weltkrieges mit der Stationierung einer Einheit die Kontrolle über ihr Einflussgebiet im Süden.
London muss handeln. Denn mittlerweile hängt von Persien – und seinem Öl – das Überleben des gesamten Empire ab. Nur wenige Jahre nach dem Sensationsfund von Reynolds hatte die Regierung auf Drängen des damaligen Marineministers Winston Churchill entschieden, die Flotte der Royal Navy von Kohle- auf Ölfeuerung umzurüsten. Der neue Antrieb macht die Schiffe wesentlich schneller. Um den Nachschub zu sichern, übernimmt die Regierung 1914 die Mehrheit an der Anglo-Persian Oil Company.
Strategischer Rohstoff: Persisches Öl treibt auch die Maschinen des britischen Schlachtschiffs HMS Monarch an (1912)
Die Revolutionäre von 1905 bekommen derweil Unterstützung aus Deutschland: Hassan Taqizadeh, der inzwischen in Berlin lebt, gibt dort ab 1916 ein nationalistisches Blatt heraus. „Unsere Zeitung tritt für eine neue, große Erhebung ein, die die heutigen fremden Knechter Persiens aus dem Lande vertreiben soll“, ist dort zu lesen.
Weit mehr als die Agitation von der Spree aber erschüttert die Revolution in Russland das Machtgefüge in Persien: Nach dem Zusammenbruch der Zarenherrschaft können die Briten ihren Einfluss auch in den Norden des Landes ausdehnen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs ist die Lage trostlos. „Es schien, als existiere Persien kaum noch“, schreibt de Bellaigue. Viele Zivilisten sind verhungert oder an der Grippe gestorben. Ein gutes Jahrzehnt nach der Konstitutionellen Revolution erscheint ihr Ziel – ein starkes, unabhängiges Persien – in weite Ferne gerückt. Doch der Geist der Revolte lebt fort.
Kurz nach Mitternacht am 21. Februar 1921 erreicht von Nordwesten eine Truppe von 2500 Soldaten Teheran. An ihrer Spitze: ein hochgewachsener Mann. Reza Khan. Als Waisenkind in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, ist der ehemalige Schafhirte in der Kosakenbrigade aufgestiegen und hat mit britischer Unterstützung kürzlich den Oberbefehl übernommen. Er hat genug von der schwachen Regierung und will Persien zu einer modernen Republik umbauen.
Die Dynastien kommen und gehen, das Öl aber bleibt der Schlüssel zur Macht im Iran
Ohne Blutvergießen reißt Reza die Macht an sich: Er zwingt den Schah, ihn zum Kriegsminister zu machen. Zwei Jahre später lässt er sich zum Premier ernennen. Der Schah verbringt jetzt viel Zeit in Europa. 1925 setzt ihn das Parlament ab. Die Kadscharen-Dynastie ist am Ende – und Reza am Ziel: Der Kosakenführer lässt sich im April 1926 zum neuen Schah-in-Schah (König der Könige) krönen und begründet die Dynastie der Pahlavis. Kurz darauf kehrt Hassan Taqizadeh aus seinem deutschen Exil zurück und wird ein enger Berater Rezas. Der einstige Revolutionär setzt nun große Hoffnungen in den neuen Schah.
Der 48-jährige Reza ist hart zu sich und seinen Untertanen. Statt in weichen Betten schläft er lieber auf dem Boden. Seinem Land zwingt er in den kommenden zwei Jahrzehnten ein Modernisierungsprogramm mit der Brechstange auf. Er lässt Straßen anlegen und Eisenbahnstrecken bauen, Fabriken und Universitäten. Die Erfolge der westlichen Länder, die Persien dominiert hatten, will er kopieren, während er gleichzeitig ihren Einfluss in Persien zu vermindern sucht.
Den Islam sieht Reza als Hindernis für den Fortschritt. Für ihn liegt das Fundament persischer Identität im vorislamischen Erbe der Sassaniden- und Achämeniden-Reiche. Er verfügt die Umbenennung Persiens in Iran, „Land der Arier“, und verbietet das Tragen des Tschadors.
Fortschritt: Erst in den 1920er-Jahren beginnt die Modernisierung des Iran. Ein Meilenstein ist die Transiranische Eisenbahn
Die Briten lassen den neuen Schah zunächst gewähren, denn er sorgt für Ruhe im Land. Der britische Gesandte in Teheran lobt, Reza „verschwende keine Zeit mit dem Austausch wohlformulierter, aber absolut nutzloser Komplimente, die der persischen Seele teuer sind“. Zwar handelt Reza einen marginal höheren Anteil an den üppigen Ölgewinnen für seine Staatskasse aus. Die britische Kontrolle über die Ausbeutung der iranischen Ölvorkommen wird er aber nie antasten.
Günstiges iranisches Öl sichert den Fortbestand des vom Ersten Weltkrieg stark geschwächten Empire. Es befeuert nicht nur die Schiffe, die Großbritanniens Vormacht zur See garantieren, sondern hält die Industrieproduktion im Mutterland in Gang. Autos, Lkw und Busse im ganzen Empire fahren mit Sprit aus dem Iran. So bestätigen sich die weitsichtigen Worte, mit denen Winston Churchill schon 1911 für die Übernahme der Anglo-Persian Oil Company geworben hatte: „Die Vorsehung hat uns eine märchenhafte Bescherung zuteilwerden lassen, die unsere wildesten Träume übersteigt. Richtig genutzt ist sie der Schlüssel zur Macht.“
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2019 von P.M. History erschienen.