Haben wir wichtige Personen im Gehirn gespeichert?

von
Wichtige Personen im Gehirn gespeichert
Foto: bluebackimage // Adobe Stock
Eine Art Fotoalbum im Gehirn, in denen wir wichtige Menschen abspeichern können - gibt es so etwas und wenn ja, wie funktioniert es?

Manche Menschen sind uns besonders wichtig. Sie gehören zur Familie, sind mit uns befreundet oder gar mit uns verheiratet. Wäre es nicht großartig, wenn es in unserem Gehirn eine Art Fotoalbum dieser geliebten Personen gäbe? Wenn wir jedem wichtigen Gesicht eine eigene Hirnzelle gewidmet hätten? Unserem besten Kumpel, unserem Partner und sogar unserer Oma?

Lange Zeit war diese Vorstellung mehr als ein romantisches Gedankenspiel. Über viele Jahrzehnte haben Forschende tatsächlich nach sogenannten »Großmutter-Zellen« gefahndet, jenen Neuronen also, mit denen unser Gehirn womöglich das innere Bild der Oma abgespeichert hat. Vor knapp 20 Jahren schien es gar, als wäre ein Team aus Los Angeles fündig gefunden. Es konnte nachweisen, dass einzelne Hirnzellen tatsächlich reagieren, wenn man uns Fotos von bestimmten Prominenten zeigt. Die Zeitungen berichteten begeistert von der Entdeckung des »Jennifer-Aniston-Neurons«, benannt nach der bekannten US-Schauspielerin.

Dennoch glauben heute nur noch wenige Expertinnen und Experten daran, dass Großmutter-Zellen tatsächlich existieren. Denn wäre das innere Bild unserer Oma tatsächlich nur in einer einzigen oder wenigen Gehirnzellen gespeichert, wäre dies nicht nur ein sehr ineffizientes, sondern vor allem extrem fehleranfällig. Hirnzellen können schließlich sterben, etwa durch Unfälle. Man bekommt einen Schlag auf den Hinterkopf – das Gedächtnis bliebe vollkommen intakt, nur die Erinnerung an die Oma wäre gelöscht.

Im Jahr 2017 machte sich ein Team aus der französischen Stadt Dijon auf die Suche nach Beispielen dieser Art. Man habe jedoch, so vermerkt die Studie, keinen einzigen derartigen Fall finden können. Die Sache läuft vermutlich so: Statt jedem Menschen eine einzelne Gehirnzelle zuzuweisen, speichern wir unsere Lieben in ganzen Netzwerken an Neuronen, die vermutlich auch noch über mehrere Areale unseres Gehirns verstreut sind. Wo wohnt Oma in unserem Kopf? Die Antwort lautet: Sie wohnt überall ein bisschen.

Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
P.M. Wissen

3 Ausgaben lesen und 50% sparen!