Déjà-vu, das unerklärliche Gefühl, eine Situation bereits erlebt zu haben, fasziniert Menschen seit Jahrhunderten. Schätzungen zufolge erleben etwa zwei Drittel der Menschen im Laufe ihres Lebens ein Déjà-vu. Doch was passiert dabei im Gehirn? Eine wissenschaftliche Untersuchung von Alan Brown im Jahr 2003 zeigte, dass dieses Phänomen vor allem in vertrauten Umgebungen auftritt und mit dem Alter abnimmt. Während lange Zeit mystische Erklärungen wie Erinnerungen an ein früheres Leben diskutiert wurden, kommt die neueste Forschung zu einer anderen Schlussfolgerung.
Laut den Forschern Krystian Barzykowski und Chris Moulin könnte Déjà-vu ein Teil eines breiten Spektrums von Gedächtnisphänomenen sein, die spontane Erinnerungen an vergangene Erlebnisse auslösen, ohne dass wir uns bewusst daran erinnern können. In ihrer Theorie, veröffentlicht 2022, beschreiben sie Déjà-vu als eine Art „Unvollständige Erinnerung“, die durch das Gehirn als vertraut, aber nicht exakt einordbar wahrgenommen wird.
Ein weiterer wichtiger Beitrag kommt von Anne Cleary, einer führenden Kognitionswissenschaftlerin, die Virtual Reality einsetzt, um Déjà-vus künstlich zu erzeugen. Ihre Forschung zeigt, dass Déjà-vus dann auftreten, wenn eine neue Situation aufgrund ähnlicher Merkmale der Umgebung vertraut erscheint, die genaue Erinnerung jedoch fehlt. Das „Gefühl der Zukunft“, bei dem Menschen glauben, zu wissen, was als Nächstes passiert, ist ein weiteres bemerkenswertes Element des Phänomens.
Die neuesten Studien verdeutlichen, dass Déjà-vu keine esoterische Erscheinung, sondern ein faszinierendes Resultat unserer Gedächtnisprozesse und unbewussten Erinnerungen ist. Diese Forschung trägt dazu bei, das komplexe Zusammenspiel von Wahrnehmung, Erinnerung und Emotion zu verstehen und eröffnet neue Perspektiven für die Neurowissenschaften.
Die ganze spannende Geschichte steht in P.M., Ausgabe: 25/04