Kann Lachgas neurologische Schäden auslösen?

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Lachgas
Foto: ink drop // Adobe Stock
Lachgas wird verwendet, um Patienten kurzzeitig zu betäuben. Doch mittlerweile ist es auch eine Partydroge - wie gefährlich ist es wirklich?

Seit mehr als 200 Jahren setzen Mediziner es ein, um Patienten kurzzeitig zu betäuben: Lachgas gilt als risikoarm – zumindest, wenn es in Kliniken zum Einsatz kommt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Gas zu einer beliebten Partydroge entwickelt: Luftballons werden mit Lachgas befüllt, das austretende Betäubungsmittel wird dann eingeatmet. Der Rausch geht rasch vorbei, doch die Droge kann die Gesundheit gefährden.

Bei Überdosierungen etwa kann die Blutbildung gestört sein, manchmal kommt es auch zu akuten Herzrhythmusstörungen, Schlaganfällen und Atemproblemen. Vor allem aber sind die Nerven betroffen: Die Droge stört den Vitamin-B-12-Stoffwechsel, in der Folge werden die Nervenscheiden zerstört – eine isolierende Schicht, die für die Weiterleitung elektrischer Impulse enorm wichtig ist.

Wie häufig es zu schweren Schäden kommt, hat sich ein Team um den Neurologen Yachar Dawudi vom Centre Hospitalier in Saint-Denis im Großraum Paris angesehen. Dafür erfassten die Mediziner alle Patientinnen und Patienten, die älter als 18 Jahre waren und die in den Jahren 2018 bis 2021 mit schweren Lachgasvergiftungen in verschiedenen Krankenhäusern behandelt wurden.

Dawudi und sein Forschungsteam fanden heraus, dass von den insgesamt 181 Patienten ein Viertel an Schäden des Rückenmarks litt, 37 Prozent an Schäden anderer Nerven, weitere 38 Prozent wiesen beides auf. Im Durchschnitt hatten die Betroffenen 1200 Gramm Lachgas inhaliert, die Symptome traten zwischen zwei und zwölf Monaten nach dem Konsum auf, so berichten die Mediziner im »Journal of Neurology«. Manchmal genügte schon das Lachgas aus vier Luftballons, um schwere Gesundheitsprobleme auszulösen. Zudem fiel auf, dass die meisten der Betroffenen zwischen 20 und 25 Jahre alt waren und aus sozial schwachen Gegen- den des Großraums Paris stammten. 37 Prozent davon waren arbeitslos.

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