Was hat der Vatertag mit Christi Himmelfahrt zu tun?

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Foto (C): Herbert Hoffmann/Ullstein Bild
Vatertag und Himmelfahrt fallen in Deutschland an einem Tag zusammen. Aber was haben sie miteinander zu tun?

(Text: Manuel Opitz)

Mit Bier, Bollerwagen und den besten Freunden durch die Natur ziehen: So sieht der typische Vatertag, dieses Jahr am 13. Mai, hierzulande häufig aus. Dabei heißt der Feiertag offiziell Christi Himmelfahrt. Laut der Apostelgeschichte im Neuen Testament hat Jesus nach seiner Auferstehung am Ostersonntag noch exakt 40 Tage lang zu seinen Jüngern vom Reich Gottes gesprochen, dann »wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen« (Apostelgeschichte 1,9). Deshalb fällt der Feiertag stets auf einen Donnerstag.

Die Himmelfahrt brachte Jesus im übertragenen Sinn dorthin, wo er gemäß christlichem Glauben auch jetzt noch ist: zu Gott. Im Markusevangelium heißt es, Jesus habe sich »zur Rechten Gottes« gesetzt. Die Himmelfahrt bedeutet also so viel wie: Jesus ist nicht mehr in körperlicher Gestalt auf Erden, aber er lebt – sein Geist bleibt. Schon seit dem 4. Jahrhundert gilt Himmelfahrt als Feiertag in der Kirche.

Schon im Mittelalter arteten Touren zu Himmelfahrt mancherorts aus

Auch der Vatertag hat seinen Ursprung wohl im religiösen Brauchtum. Denn Himmelfahrt wurde teils mit Prozessionszügen oder -ritten durch Wald und Wiesen gefeiert. Möglicherweise sind daraus die Vatertagsumzüge entstanden: Schon im Mittelalter arteten solche Touren mancherorts in heillose Saufgelage aus, die den religiösen Hintergrund des Tages in Vergessenheit geraten ließen. Im 19. Jahrhundert organisierten Fuhrunternehmer dann ausgelassene »Herrenpartien« oder »Schinkentouren«, bei denen die Frauen daheim bleiben mussten – die Anfänge des modernen Vatertags.

Dass Vatertag und Himmelfahrt an einem Tag zusammenfallen, ist jedenfalls eine deutsche Eigenart: In den USA, wo diese Tradition unabhängig von der christlichen Überlieferung entstanden ist, wird der Herrentag am 3. Sonntag im Juni gefeiert. Und in Spanien, Portugal und Italien ist der 19. März der traditionelle Vatertag.

Der Artikel ist in der Ausgabe 05/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.