Unzählige Spielfilme und Serien werden in New York City gedreht. Und wann immer die Kamera über die Dächer schwenkt, sind Riesenbottiche darauf zu sehen, auf manchen Häusern gleich zwei oder drei. Sie enthalten typischerweise knapp 40 000 Liter Wasser und sind bei einem Durchmesser von viereinhalb Metern etwa vier Meter hoch. Das Wasser fließt in die Küchen und Sanitäranlagen der Haushalte und Büros darunter, dient als Notreserve und Löschwasserspeicher. Warum der Aufwand? Das New Yorker Trinkwasser erreicht die Stadt aus höhergelegenen Gebieten, und der natürliche Druck in der öffentlichen Wasserleitung reicht aus, um das Wasser bis in den fünften Stock der Häuser zu transportieren (nach US-amerikanischer Zählweise bis in den sechsten, da hier das Erdgeschoss als »first floor« gilt). Höher jedoch nicht.
Darum sind in höheren Häusern Pumpen installiert, die das Wasser aufs Dach transportieren, von wo aus es durch die natürliche Schwerkraft weiterverteilt wird. In allen Gebäuden, die bis 1965 gebaut wurden, waren diese Tanks vorgeschrieben. Heute wären sie technisch nicht mehr unbedingt notwendig. Doch es gibt noch gut 15 000 von ihnen, und pro Jahr werden immer noch 200 bis 300 neue gebaut. Meist sind sie aus Zedernholz oder aus dem von Mammutbäumen (»redwood«), es gibt aber auch welche aus Metall. Falls die Isolierung in extremen Wintern nicht ausreichen sollte, sorgt ein Heizstab in der Mitte dafür, dass das Wasser nicht einfriert. Noch immer wird die klassische Bauweise angewendet: Ohne Schrauben, Nägel oder Klebstoff werden die Holzbretter mit Stahlreifen zusammengepresst. Die Einzelteile der Tanks werden über die Treppenhäuser aufs Dach gebracht und erst dort zusammengefügt. Drei Firmen teilen sich den Markt, die älteste, die Rosenwach Tank Company, existiert seit 1866.