Was ist ein Albergo Diffuso und wie funktioniert es?

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Albergo Diffuso
Foto: e55evu // Adobe Stock
Urlaub in einem kleinen Dorf? In einem Albergo Diffuso sind Zimmer eines Hotels über ein ganzes Dorf verteilt. Wohlfühlen ist vorprogrammiert!

Wörtlich übersetzt bedeutet der aus dem Italienischen stammende Begriff »verstreutes Hotel«. Und darum geht es auch: Ein Albergo Diffuso ist ein Hotel, bei dem Geschäftsführung und Organisation zwar in einer Hand liegen, die zur Übernachtung angebotenen Gästezimmer aber über ein ganzes Dorf verteilt sind. Genutzt werden dafür meist ungenutzte Zimmer und Zweitwohnungen von Privatpersonen, separat zugänglich, aber oft mit Familienanschluss.

Mit Neubauten haben solche Unterkünfte ebenso wenig zu tun wie mit auf Selbstversorgung basierenden Ferienwohnungen. Denn wie in einem normalen Hotel werden im Albergo Diffuso täglich die Zimmer gereinigt, die Betten gemacht und auf Wunsch Frühstück und kleine Mahlzeiten serviert. Wo Gäste im Ort essen gehen können, erfahren sie in der zentral gelegenen Rezeption. Die Schaltzentrale, von jedem der bis zu 15 Zimmer in wenigen Gehminuten erreichbar, ist auch bei Anfragen und Beschwerden die erste Adresse, bei der Ankunft ohnehin. Neuankömmlinge bekommen hier Schlüssel, Lageplan, Tipps und auf Wunsch Einblicke in das Hotelkonzept, das in den späten 1970er-Jahren in der Region Friaul-Julisch Venetien erfunden wurde.

Ein Albergo Diffuso lässt den Ort besonders gut erleben

Alberghi Diffusi bieten besonders in historischen Orten ohne Massenunterkünfte eine vergleichsweise authentische und nachhaltige Wohnform. Die Nachfrage nach solchen Zimmern ist in den letzten Jahren merklich gestiegen. Inzwischen gehören mehr als 80 Dörfer zur »Associazione Nazionale Alberghi Diffusi«, darunter seit 2022 auch ein erstes Albergo Diffuso außerhalb Italiens: das Zwölf-Seelen-Dörfchen Corippo im schweizerischen Verzascatal. Dort bieten fünf im Ort verteilte Häuser Zimmer mit insgesamt 26 Betten. Die Gassen des kleinen Dorfs bilden quasi die Hotelgänge, während die Osteria als Rezeption und Treffpunkt mit Aussichtsterrasse dient. Für gute Küche sorgt ein Gastronom, der bereits für Sterneköche tätig war.

Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit bewahrt die Umsetzung des Hotelprojekts die historische Architektur des Tessiner Dorfs mit seinen typischen Rustico-Landhäuschen und schafft gleichzeitig eine touristische Einnahmequelle, die für den Fortbestand des winzigen Ortes sorgt – ein Hauptziel aller Alberghi Diffusi. Die könnten in Zukunft sogar einen etwas größeren Radius annehmen. Bei einem ebenfalls im Tessin verorteten Projekt könnten sogar ganze Häuser, auch außerhalb des Ortskerns gelegen, als gemeinsam vermarktete und vernetzte Unterkünfte fungieren.

Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
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