Börsianer und Schmuckliebhaber bevorzugen eigentlich Gold, Silber und Platin, wenn es um Edelmetalle geht. In den vergangenen Monaten haben aber andere Edelmetalle den ersten Platz unter den Begehrlichkeiten eingenommen: Palladium, ein Industriemetall mit der Ordnungszahl 46 im Periodensystem, und Rhodium mit der Ordnungszahl 45. Im Dezember 2018 überstieg der Palladiumpreis erstmals seit 2002 wieder den Goldpreis. Bei Rhodium, das extrem selten ist, kommt es sogar vor, dass ein Gramm gleich zehnmal so teuer ist wie ein Gramm Gold.
Die Diebe haben es auf Rhodium und Palladium abgesehen
Pro Jahr werden etwa 25 Tonnen Rhodium gewonnen und meist als Pulver angeboten, seltener in Barrenform. 25 Tonnen würden in einen Würfel von zwei Kubikmetern passen, in einen Kleiderschrank oder unter den Küchentisch. Die Goldfördermenge belief sich 2019 dagegen auf rund 3500 Tonnen.
Rhodium fällt, genau wie sein Schwestermetall Palladium, als Nebenprodukt beim Platin– und Nickelabbau an. Und beide werden überwiegend von der Automobilbranche nachgefragt. Ein großer Teil der Produktion von Palladium kommt aus Russland, wo der Abbau derzeit gedrosselt wird. Der knappe Nachschub treibt die Preise.
Eine Rolle spielt dabei auch der Abgasskandal. Als Folge der Dieselkrise kaufen die Menschen mehr Benziner. Deren Abgase werden durch Katalysatoren mit Palladium oder Rhodium gereinigt. Beim Diesel kommen wiederum Platin-Katalysatoren zum Einsatz. Da die Abgasvorschriften strenger werden, zum Beispiel in Indien und China, benötigen die Benzin-Katalysatoren inzwischen einen höheren Anteil an den beiden Metallen Rhodium und Palladium.
Steigende Rohstoffpreise bringen Diebe auf den Plan
So steigt die Nachfrage. Die Preise klettern weiter nach oben. Und das bringt Diebe auf den Plan. Ihr Ziel sind die Abgasreiniger unter den Autos. In denen stecken etwa fünf oder sechs Gramm Palladium, dazu noch Rhodium und Platin. Vor allem aus den USA und Großbritannien mehren sich die Nachrichten von Katalysatordiebstählen. Die Diebe fahren neben ein parkendes Auto, kriechen unter den Wagen und schneiden mit einem Winkelschleifer den Kat aus der Auspuffanlage heraus. In 20 Sekunden ist die Sache meist erledigt. Das Diebesgut ist dann zwar noch verdreckt und glänzt nicht wie Gold, ist aber viel wertvoller. Das könnte sich mit dem wachsenden Absatz von Elektrofahrzeugen ändern. Rein mit Strom angetriebene Autos benötigen keine Katalysatoren.
(Text: Dieter Möller / Thomas Röbke)
Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2020 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.