Das Gewicht aller Dinge auf der Erde ist von der Schwerkraft abhängig. Es ändert sich zum Beispiel vom Äquator zu den Polen hin, weil unsere Erde nicht kugelrund ist. An Nord- und Südpol herrscht eine größere Anziehungskraft, daher wiegt ein Mensch bei gleicher Masse dort mehr als am Äquator. Die Dimension liegt dabei aber nur bei einigen Hundert Gramm Unterschied. Aber auch sonst ist die Gravitation auf der Erde ungleich verteilt. Der Pazifik östlich von Indien hat zum Beispiel eine regelrechte Schwerkraftdelle. Bezugsgröße ist dabei das »Geoid«, es definiert Höhen und Dellen der Erdfigur. In etwa entspricht der mittlere Meeresspiegel diesem Geoid.
Die Masse eines Körpers ist überall gleich, das Gewicht nicht.
Indische Geowissenschaftler haben nun anhand von Modellrechnungen ermittelt, wie es zu dieser Gravitationsdelle vor ihrem Subkontinent kommt. Allgemein gilt: Je massiger und fester das Gestein unter dem Erdboden, desto höher die Anziehungskraft. Attreyee Ghosh (Indian Institute of Science) und Kollegen sind daher überzeugt, dass sich unter dem indischen Subkontinent heiße und leichte Gesteinsmassen sammeln, die zu einer geringeren Schwerkraft führen. Dieses heiße Material schiebe sich in 300 bis 900 Kilometer Tiefe von Afrika aus nach Indien vor, erläutert Bernhard Steinberger vom Geoforschungszentrum Potsdam, Co-Autor der Studie. Das Team nahm für das Modell Daten über zahlreiche Erdbeben zur Hand. Sie zeigen, wie sich die Erschütterungen in Wellen ausbreiten. »Je heißer eine Gesteinsmasse, desto langsamer sind diese Wellen«, sagt Steinberger. Aber wie groß ist dann der Unterschied im Gewicht zwischen Deutschland und Indien? Das hat Steinberger ausgerechnet: Ein Mensch, der in Deutschland 70 Kilo wiegt, würde in Indien rund 215 Gramm weniger wiegen.
Auf dem Beitragsbild sehen Sie die Verteilung der Schwerkraft auf der Erde: In den blauen Zonen ist die Schwerkraft geringer als in den roten Zonen.
(Text: Christiane Löll)