Ubiquilin 4: Klingt wie ein Nervengift – damit will ich nichts zu tun haben.
Das wird nicht gehen: Ubiquilin 4 steckt in allen Menschen, es ist ein Protein in unseren Zellen. Mediziner der Uniklinik Köln um Ron Jachimowicz haben vor Kurzem eine seiner bedeutsamen Aufgaben entdeckt: Es beeinflusst, wie DNA repariert wird.
Ah, dann ist es also etwas Gutes!
Um sich vor Mutationen zu schützen, suchen Körperzellen nach Fehlern und Schäden in ihrer DNA. Diese lassen sich auf zwei Weisen reparieren – entweder simpel und fehleranfällig oder aufwendig und fehlerfrei. Ubiquilin 4 sorgt dafür, dass der fehleranfällige Weg genommen wird.
Dann ist es also doch schlecht!
Nein, die Zelle hat gar nicht die Kapazitäten, immer den aufwendigen Weg zu gehen – beide Wege haben also ihren Sinn. Allerdings wird das Protein ausgenutzt: von bestimmten Arten aggressiver Tumore, also mutierten Zellen, die vor allem bei Kindern auftreten. Die Tumore produzieren extra viel Ubiquilin 4 – die Zellen wählen fortan immer den schnellen Reparaturweg und erschaffen so oft mehr statt weniger Mutationen.
Diese Verbrecher! Kann man ihnen das Handwerk legen?
Die Forscher wollen nun personalisierte Therapien entwickeln, bei denen sie mit Medikamenten die Menge an Ubiquilin 4 in den Zellen reduzieren – um so dem Körper zu helfen, die Mutationen dieser speziellen Tumore gezielt und nachhaltig zu bekämpfen.
Dieser Artikel ist in P.M. Ausgabe 7/20 erschienen.