Zeitkristalle? Ich starte die Zeitmaschine!
Schön wär’s. Mit Zeitreisen haben diese Kristalle leider nichts zu tun. Sie sind vielmehr eine exotische Form von Materie, die nur im Labor existiert. In herkömmlichen Kristallen sind Atome räumlich in einem regelmäßigen Gitter angeordnet. In Zeitkristallen herrscht hingegen Ordnung in der Zeit. Ihre Teilchen schwingen: Sie verändern sich ständig, kehren aber regelmäßig in den gleichen Zustand zurück.
Sie haben also einen Rhythmus?
Genau. Es gibt aber einen Unterschied etwa zum Schwingen eines Pendels oder zum Ticken einer Uhr. Solche Vorgänge verbrauchen nämlich Energie. Nicht so der Zeitkristall: Seine Atome pulsieren von ganz allein.
Klingt dubios – Da gibt es doch bestimmt einen Haken.
Den gibt es! Als Perpetuum mobile wäre der Zeitkristall nämlich denkbar nutzlos: Er bewegt sich zwar, liefert dabei aber keine Energie. Selbst einfache Messungen stören die Teilchen beim Pulsieren. Wann immer Forscher mit ihnen arbeiten, müssen sie deshalb zulassen, dass ihr Kristall langsam zerfällt – oder doch Energie hineinpumpen.
Was springt dann dabei heraus?
Eine neue Art von Materie! Konkreter lässt sich das bislang schwer sagen; schließlich gelang es erst 2017 überhaupt, Zeitkristalle zu erzeugen. Immerhin: Ein Forscherteam hat jetzt zwei Zeitkristalle interagieren lassen. Das ist ein erster Schritt zur praktischen Anwendung – zum Beispiel als Speicher für Quantencomputer.