(Text: Thomas Röbke)
Hier drin ist es so still, dass man nicht einmal eine Stecknadel fallen hört: In der Firmenzentrale des Software-Riesen Microsoft in Redmond bei Seattle, USA, liegt eine schalltote Kammer, die 99,999 Prozent der Geräusche schluckt. Damit ist dies laut Guinnessbuch der Rekorde mit einem Störschallpegel von minus 20,6 Dezibel der leiseste Raum der Welt. Anders ausgedrückt: 20,6 Dezibel unterhalb des Punktes, an dem das menschliche Hörvermögen einsetzt, 50 Dezibel leiser als ein ruhiges Gespräch. Er ist mit einem eigenen, auf Federn gelagerten Fundament ausgestattet. So können keinerlei Geräusche oder Vibrationen aus dem Gebäude eindringen.
Mehr als eine Stunde erträgt niemand die absolute Stille
Wände und Decke sind mit langen Schaumstoffkeilen verkleidet, der Boden unter einem Metallgitter ebenfalls. Die Betonwände rundherum sind 30 Zentimeter dick. Der Raum ist ein Versuchslabor für Audioprojekte, etwa zu den Eigenschaften von Lautsprechern und Mikrofonen, aber auch zu den Zuklapp-Geräuschen eines Laptops.
Die Stille in der Kammer ist so absolut, dass es niemand länger als maximal eine Stunde in ihr aushält. Mangels anderer Geräusche auf einmal den eigenen Herzschlag laut zu hören, das Ein- und Ausatmen, jede Gelenkbewegung und jede Regung des Verdauungstraktes zehrt mehr an den Nerven, als man sich vorstellen kann: Als Folge der umfassenden Stille treten mitunter akustische Halluzinationen auf.
Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.