Nicht nur wir Menschen gestalten unsere Umwelt, auch Tiere bauen die Erde um. Ameisen lockern den Boden auf, Nilpferde bilden mit ihren Fußstapfen Entwässerungssysteme. Aber der Star unter den tierischen Architekten bleibt der
Biber: Mit seinen Dämmen staut er Gewässer und verändert so ganze Landschaften. Er lenkt Flüsse um und legt Feuchtgebiete an. Für seine Ingenieursleistung wird er jedoch oft gejagt. Am Berliner Flughafen etwa wurden letztes Jahr Biber zum Abschuss freigegeben – ihre Bauten verstopften Abwassersysteme und störten den Flugbetrieb. Und in Brandenburg erlegte man sie, weil sie Deiche entlang der Oder gefährdeten.
Es gibt aber auch gegenteilige Fälle: In Tschechien hat eine Biberfamilie über Nacht einen für den Menschen nützlichen Damm gebaut und damit eine mehrjährige politische Diskussion beendet. Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz im Südwesten von Prag fließt der Fluss Klabava durch einen betonierten Abwasserkanal. Seit Jahren haben Naturschützer und Behörden darum gerungen, wie man dort am
besten den natürlichen Flusslauf wiederherstellen und das trockene Gelände renaturieren könnte.
Bevor die Bagger anrollen konnten, hätte man Genehmigungen beantragen müssen, wasserrechtliche Entscheidungen abwarten und Fördergelder besorgen. Die tierischen Baumeister aber kamen den Menschen zuvor und bauten mehrere Dämme in nur einer Nacht. So entstand rasch ein Sumpfgebiet. Das sparte den Behörden Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro, die für dieses Bauvorhaben veranschlagt waren. Und für Flora und Fauna ist diese Art der Landschaftsgestaltung wohl auch wertvoller: In von Biber angelegten Feuchtgebieten siedeln sich mehr Arten an als in menschengemachten Biotopen. (vl)

