Dass eine Katze schlechte Laune hat, wenn sie die Ohren anlegt, wenn sie faucht und einen Buckel macht, das ist wohl den meisten Menschen klar. Doch offenbar tun sich viele damit schwer, feinere Unterschiede aus Gesichtsausdruck und Körpersprache der Tiere abzulesen. Das hat kürzlich eine kanadische Studie mit mehr als 6000 Teilnehmern herausgefunden. Die Wissenschaftler zeigten den Probanden 20 Katzenvideos und stellten dazu eine einfache Frage: »Hat diese Katze gerade gute oder schlechte Laune?«
Gute oder schlechte Laune?
Im Durchschnitt lagen die Studienteilnehmer bei weniger als 12 von 20 Videos richtig. Man hätte die Sache also fast ebenso gut per Münzwurf entscheiden können. Allerdings scheint es eine Art Begabung für Tiergefühle zu geben: Etwa 13 Prozent der Teilnehmer schnitten erheblich besser ab als der Rest. Ob man selbst eine Katze besaß oder nicht, war dafür aber vollkommen unerheblich.
Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie freundlich ist dieser Hund gestimmt?
Ähnlich läuft die Sache bei Hunden: Schon vor einigen Jahren haben Forscher aus Italien und Schottland herausgefunden, dass Laien, Tierärzte und Hundebesitzer sich »nicht signifikant in ihrer Fähigkeit unterscheiden, Hundeverhalten korrekt zu deuten«. Die Trefferquote in besagter Hundestudie hing allerdings erheblich von der jeweils gezeigten Emotion ab. Eine freundliche Stimmung des Hundes erkannten im Schnitt drei Viertel aller Menschen, Aggression jedoch kaum mehr als ein Drittel der Teilnehmer an der Studie.
Ein Fazit aus diesen beiden Untersuchungen kann also lauten: Viele von uns können die Emotionen von Hunden und Katzen einigermaßen gut erkennen. Aber wir sind vermutlich schlechter darin, als wir glauben.
(Text: Jochen Metzger)
Der Artikel ist in der Ausgabe 11/2020 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.