Seit wann gibt es den »Anorak«?

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Seit wann gibt es den Anorak?
Foto: evgenii // Adobe Stock
Heutzutage ist der Anorak bei uns im Winter nicht mehr wegzudenken. Doch wo hatte die warme Jacke eigentlich ihren Ursprung?

An vielen Tagen ist es in Grönland vollkommen windstill, spiegelglatt zeigt sich dann das Wasser in den Fjorden und Seen dort. Was allerdings ebenso typisch ist für das Klima der riesigen Insel: plötzlich auftretende Föhnwinde. Aus dem Nichts heraus können sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 324 Kilometer pro Stunde vom Inland auf die Küsten zubrausen. Dagegen schützen sich die dort lebenden Menschen schon seit Jahrhunderten mit Schlupfjacken, die unseren heutigen Hoodies ähneln: »Annoraaq« nennen die Inuit diese Kleidungsstücke. In ihrer Sprache, dem westgrönländischen Kalaallisut, ist das ein Ausdruck für »etwas gegen den Wind«. Gefertigt werden sie traditionell aus Robbenfell. Um kalte Luft abzuhalten, lassen sich diese Pullover nicht ganz öffnen, sondern bieten nur ein Schlupfloch für die Kapuze. Diese kann durch Knöpfe so eng gezogen werden, dass sie dicht am Kopf anliegt – ein überlebenswichtiger Schutz gegen die Kälte in Grönland.

Im Rest der Welt wird der Begriff erst im 20. Jahrhundert bekannt: Bei den Olympischen Winterspielen von 1936 zeigen sich Skifahrer in Garmisch-Partenkirchen erstmals in sportlich geschnittenen, wetterfesten Jacken, die dem grönländischen Vorbild ähneln. Designerin Maria Bogner zum Beispiel stattet damit das deutsche Team aus. Seitdem gilt der Anorak als Synonym für die Sportjacke schlechthin, auch wenn diese heute meist einen durchgehenden Reißverschluss zeigt und aus Kunstfasern gefertigt wird. Ist die Jacke außerdem etwas länger geschnitten und dick gefüttert, wandelt sie sich zu einem anderen Kleidungsstück der Inuit: dem »parqaaq«. So werden im Nordosten Kanadas wärmende Kurzmäntel genannt, wobei der Begriff »parqaaq« auf Inuktitut, der Sprache vieler Inuit in Kanada, schlicht »Hitze« bedeutet. Als »Parka« werden die Mäntel im 20. Jahrhundert international beliebt, zuerst im Militär, später auch bei der Jugend in Ost und West. Heute schlüpfen wir im Winter allzu gerne in Parka oder Anorak – denn dann brauchen wir Wärme und Windschutz, auch in unseren Breiten.

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