Weltweit werden laut Kinderhilfswerk UNICEF sechs von zehn Kindern von ihren Eltern oder Betreuern regelmäßig geschlagen. In kaum mehr als 50 Staaten ist körperliche Züchtigung verboten. Selbst in Deutschland regelt erst seit dem Jahr 2000 der Paragraf 1631 BGB: »Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.« In Tschechien, Italien, Belgien und der Slowakei dürfen Eltern ihre Kinder nach wie vor schlagen. Immerhin ist zumindest die Prügelstrafe an Schulen in der gesamten Europäischen Union verboten.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Prügelstrafe an Schulen 1973 – nur in Bayern durften Lehrerinnen und Lehrer ihre Schüler noch zehn Jahre länger »watschen«. Dabei hatte schon die erste bayerische Nachkriegsregierung die Prügelstrafe 1946 abgeschafft, auf ausdrücklichen Elternwunsch führte die CSU sie jedoch ein Jahr später wieder ein.
Der Bundesgerichtshof sprach westdeutschen Lehrern 1957 ein »generelles Gewohnheitsrecht« zum Prügeln zu. Dabei war die Prügelstrafe in der DDR bereits acht Jahre zuvor als »Relikt inhumaner Disziplinierungsmethoden des NS-Regimes« abgeschafft worden. In Österreich wurde Prügeln an Schulen 1974 verboten, in der Schweiz 1978.
In den USA dürfen Lehrkräfte in 19 Bundesstaaten noch bis heute an öffentlichen Schulen zuschlagen, an Privatschulen sogar in fast allen Bundesstaaten. Der Supreme Court der USA urteilte 1977, dass die körperliche Bestrafung verfassungskonform ist. Schlagzeilen machte unter anderem 2022 die Kleinstadt Cassville im Bundesstaat Missouri, die die Prügelstrafe auf Elternwunsch wieder einführte. Ein- bis dreimal dürfen Lehrkräfte dort den Kindern mit einem Holzpaddel aufs Gesäß schlagen, sofern deren Eltern auf dem entsprechenden Formular bei der Frage »Darf Ihr Kind geschlagen werden?« ein Häkchen bei »Ja« gesetzt haben. Die Binsenweisheit »Gewalt erzeugt Gegengewalt« und die Tatsache, dass schon kleine Züchtigungen Kindern schwer schaden, hat sich unter Pädagogen noch immer nicht überall herumgesprochen.