Beim Internet gilt häufig das Wasserhahn-Prinzip: Der Anbieter stellt eine Datenleitung mit einer festen Kapazität zur Verfügung, einen »Cluster«. Je mehr Kunden dann in dem Viertel oder der Straße diese Leitung gleichzeitig nutzen, desto weniger Kapazität hat der einzelne zur Verfügung. Von dem »Liter Wasser«, der pro Sekunde durch das Rohr fließt, bekommt jeder entsprechend wenig ab. Das wird auch »shared medium« genannt, geteiltes Medium.
Bei Internet per Fernsehkabel zum Beispiel, wie es Vodafone Kabel Deutschland oder Unitymedia anbieten, stellt ein Cluster üblicherweise 1,2 Gigabit pro Sekunde bereit. Bei nur zehn Kunden hätte also jeder 120 Megabit pro Sekunde zur Verfügung, wenn alle gleichzeitig im Netz sind. Bei 1000 Kunden bleiben aber nur noch 1,2 Megabit, was zum Beispiel für das Streamen von Videos schon zu wenig ist. Das Video hakt. So entstehen Engpässe, wenn viele Kunden an einem Cluster hängen, die Übertragungsgeschwindigkeit sackt dann merklich ab. Abends etwa, wenn viele gleichzeitig im Internet surfen oder per Internet Fernsehen schauen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum die Internetgeschwindigkeit schwanken kann
Auch Nutzer, die einen DSL-Anschluss per Telefonleitung haben, um ins Internet zu gehen, beklagen Schwankungen. »Das liegt daran, dass die letzten Meter vom Verteilerkasten am Bürgersteig bis zum Hausanschluss nicht per Glasfaser überbrückt werden, das eine sehr hohe Datenkapazität bietet« sagt der Elektrotechniker Sven Zeisberg von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Oft würden dafür immer noch alte Kupferleitungen verwendet. Diese Leitung muss sich der Nutzer zwar nicht mit Nachbarn teilen, allerdings können sich die Signale verschiedener Haushalte gegenseitig stören, weil die Leitungen im Hauptkabel nebeneinanderliegen (Experten nennen das »Übersprechen«). Beim Telefonieren bedeutete das früher, dass man die Gespräche anderer leise hören konnte. Und so kann es beim Übertragungsstandard DSL ebenfalls zu Signalbeeinträchtigungen kommen. Eine neue Technik, das »Vectoring«, soll diesen Effekt bei den verfügbaren VDSL-Leitungen minimieren.
Je mehr Hausbewohner gleichzeitig im WLAN-Netz aktiv sind, desto weniger hat jeder zur Verfügung
Möglich sind auch Einflüsse durch defekte oder nicht entstörte Elektrogeräte auf die Datenübertragung, »im Prinzip alles, was in der richtigen Frequenz mit einer gewissen Sendestärke strahlt«, sagt Zeisberg. Funkmasten etwa, Autos oder ein altes Elektrogerät des Nachbarn können einem Signal in die Quere kommen. Das ist vergleichbar mit dem Empfang des Radios: Er wird oft durch die Funkwellen eines danebenliegenden Handys gestört, wenn dieses gerade eine Nachricht empfängt. Normalerweise sind die Schwankungen, die das Signal bis zum heimischen Internetrouter erfährt, jedoch sehr gering. Wackeliger wird es, wenn man zu Hause Geräte wie Computer, Notebook, Fernseher oder Musikanlage per WLAN anschließt, also nicht fest mit dem Router verkabelt. Dann gilt wieder das Wasserhahn-Prinzip: Je mehr Hausbewohner gleichzeitig im WLAN-Netz aktiv sind, desto weniger hat jeder zur Verfügung. Und man muss immer aufpassen, dem Funksignal möglichst wenig in den Weg zu stellen – vor allem keine Wände, Wärmeschutzfenster, Metall oder Topfpflanzen. Das alles dämpft die Übertragung und damit die Geschwindigkeit.
(Text: Jan Berndorff)