Jeder vierte Erwachsene leidet hierzulande an Schlafstörungen, jeder zehnte schläft dauerhaft schlecht. Der Markt ist daher groß für Mittel, die das Einschlafen erleichtern sollen. Manche sind rezeptfrei erhältlich, als Saft zum Beispiel, und werden stark beworben. Oft enthalten sie den Wirkstoff Doxylamin, der ursprünglich gegen ganz andere Beschwerden eingesetzt wurde: als Mittel gegen Heuschnupfen. Doxylamin ist ein Antihistaminikum mit Schläfrigkeit als starker Nebenwirkung. Wird es über längere Zeit eingenommen, verliert es seine Wirkung, weil sich der Körper daran gewöhnt.
Ärzte warnen davor, einfach so zu Schlafmitteln zu greifen
Dieser Effekt soll bei dem Wirkstoff Cannabidiol (CBD) nicht eintreten. CBD stammt aus der Hanfpflanze und soll nicht abhängig machen. Auch CBD ist in Apotheken frei erhältlich. Seine Wirkung ist jedoch uneindeutig: Bisherige Studien deuten darauf hin, dass es in hohen Dosen schläfrig macht – in niedrigen jedoch eher anregt.
Ähnlich verhält es sich mit Präparaten, die Melatonin enthalten. So heißt das Schlafhormon, das der Körper selbst bildet. Zumindest melatoninhaltige Nasensprays könnten tatsächlich schlaffördernd sein, hat eine Studie ergeben. In Tablettenform ist eine Wirkung bisher aber nicht eindeutig belegt.
Selbst die Einnahme frei verkäuflicher Mittel sollte erst nach ärztlicher Konsultation erfolgen.
Alfred Wiater, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung
Fachärzte raten jedoch von all dem ab: »Jegliche Selbstmedikation wird nicht empfohlen«, sagt Alfred Wiater, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung. Denn die Gründe für Schlafstörungen können ganz unterschiedlich sein: Häufig ist es Stress, der einen nicht zur Ruhe kommen lässt, doch genauso können es Schichtarbeit sein oder körperliche Veränderungen im Alter. Ob die Ursache psychisch oder organisch ist, lässt sich von den Betroffenen selbst mitunter schlecht bestimmen – und damit auch, welche Behandlung für sie am sinnvollsten ist.
»Selbst die Einnahme frei verkäuflicher Mittel sollte erst nach ärztlicher Konsultation erfolgen«, sagt Wiater. Werden Schlafstörungen falsch behandelt, kann es demnach erst recht passieren, dass sie dauerhaft bleiben.
(Text: Caroline Ring)
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