(Text: Nora Saager)
Dieses schlammfarbene Monstrum war eine erstarrte Lavafontäne, die aus dem Krater des Ol Doinyo Lengai ragte – bevor sie zu Staub zerfiel. Der knapp 3000 Meter hohe Vulkan in Tansania ist der einzige, der die äußerst kurzlebige Kalk-Lava speit. Mit Temperaturen zwischen 500 und 600 Grad Celsius ist sie nur halb so heiß wie herkömmliche Lava, aber flüssiger. Die graubraune Brühe enthält außergewöhnlich wenig Silizium, dafür jedoch große Mengen an Natriumoxid und Kohlendioxid, die zu Natriumcarbonat reagieren.
Nur wenige Bergsteiger erklimmen den Ol Doinyo Lengai in Tansania, denn der Aufstieg ist mühsam
Wie Wasser rinnt und blubbert die Lava aus Spalten und kleinen Kegeln im Krater. Sobald sie erkaltet ist, nimmt sie Feuchtigkeit auf und verfärbt sich beige. Nach einigen Monaten zerfällt sie zu Pulver. Wie diese sonderbare Lava entsteht, ist bis heute ein Rätsel. Der Ol Doinyo Lengai ist noch aktiv. Von 2007 bis 2008 brach er heftig aus und spuckte immer wieder eine Mischung aus Carbonatit und Nephelinit in den Himmel. Seine ehemals grünen Hänge verschwanden unter einer Ascheschicht. Die Eruption zerstörte die bizarre Landschaft. Das Naturkunstwerk wächst jedoch langsam nach. Ol Doinyo Lengai bedeutet »Berg Gottes« in der Sprache der Massai. Sie verehren den Vulkan als Sitz ihres Gottes Engai.
Dieser Artikel ist in P.M. Fragen & Antworten erschienen.