Röhrende Motorräder, aufgemotzte Angeberautos und rumpelnde Lastkraftwagen sorgen bei Anwohnern vielerorts für Ärger, mitunter auch für mentale wie körperliche Beeinträchtigungen. Nicht ohne Grund spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO ab einem Schalldruck von 55 Dezibel von einem ernsten Gesundheitsrisiko, vor allem, wenn der Radau zum Dauerphänomen eskaliert. Hochtourig fahrende Biker schaffen sogar problemlos 90 Dezibel und mehr. Wie aber kann man den Krachmachern beikommen? Generelle Fahrverbote, etwa für Motorräder, treffen auch die umsichtig fahrende Mehrheit – und sind daher ungerecht. Und Tempolimits helfen zwar im Allgemeinen – aber nicht, wenn Einzelne trotzdem aufdrehen.
Eine französische Umweltorganisation hat sich die Lärmblitzer patentieren lassen und »Méduse« getauft
Die französische Umweltorganisation Bruitparif hat sich gegen überlaute Störenfriede etwas einfallen und mittlerweile auch patentieren lassen: »Radars sonores«, zu Deutsch »Schallradare«. Oder passender: Lärmblitzer. Denn die seit Anfang 2022 an einigen landesweit verteilten Testorten am Straßenrand platzierten Geräte lösen wie ein herkömmliches Blitzgerät ein Foto aus, wenn vorbeifahrende Fahrzeuge bestimmte Richtwerte überschreiten. Konkret nehmen vier Mikrofone mehrmals pro Sekunde den Lärmpegel aus der Umgebung auf und leiten ihn an einen Computer weiter. Registriert der für etwa zwei Sekunden 84 Dezibel oder mehr, wird das Blitzgerät aktiviert und das Kennzeichen von hinten fotografiert.
Noch befindet sich das »Méduse« getaufte System in einer Testphase ohne Konsequenzen für Krachmacher, doch bereits im Herbst könnte ihnen ein Bußgeld blühen. Die Höhe steht jedenfalls schon fest: 135 Euro – und damit mehr als in Deutschland, wo »unnötiger Lärm« bei der Benutzung eines Fahrzeugs derzeit mit 80 Euro geahndet wird. Ein Problem bleibt die schwierige Messbarkeit. Für fest installierte Lärmblitzer fehlt laut Juristen hierzulande bislang eine rechtliche Grundlage.
(Text: Christian Haas)