Aufgrund eines neuen Gesetzes vom April 2021 dürfen speziell trainierte Hunde kranke Menschen künftig in Supermärkte und Arztpraxen begleiten – auch dorthin, wo Haustiere sonst keinen Zutritt haben. Ausgebildete Assistenzhunde können nämlich Personen mit Diabetes vor einer Unterzuckerung warnen oder jene mit Asthma vor einem Anfall. Sie helfen Rollstuhlfahrern beim Anziehen und können im Fahrstuhl zu Hause die Knöpfe betätigen. »Auf einem entsprechend großen Hund, einem Bernhardiner etwa, kann man sich sogar abstützen, wenn man gestürzt ist und wieder aufstehen möchte«, sagt die Assistenzhundetrainerin Petra Köhler. Auch Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung, wie sie zum Beispiel etliche Afghanistanrückkehrer plagt, könne der Hund helfen. Er reißt sie aus bedrückenden Erinnerungsbildern, sogenannten Flashbacks, die sie immer wieder gefangen nehmen. Bei Panik kann das Tier sie beruhigen.
Allerdings müssen Assistenzhunde speziell ausgebildet werden. Beim Deutschen Assistenzhunde-Zentrum dauert das mindestens anderthalb Jahre. Meist trainieren Patient oder Patientin und Hund gemeinsam. Sie üben etwa, dass der Hund sein Frauchen vor einem epileptischen Anfall warnt. »Die Fähigkeiten der Hunde sind zwar angeboren. Sie werden daher in umfangreichen Verhaltenstests ausgewählt«, sagt Köhler. »Aber wir trainieren, dass sie ihr Können verlässlich einsetzen und zum Beispiel einen Asthmaanfall in jeder Lage klar anzeigen.«
Die Fähigkeiten der Hunde sind noch wenig erforscht
Das Warnverhalten der Tiere ist angeboren. Woran sie die Gefahr für den Mensch erkennen, ist nicht immer klar, mitunter – etwa bei Unterzuckerung – nicht zuletzt am Geruch des Kranken. Im besten Fall senden sie dann ein klares Signal: Sie legen sich etwa vor dem Patienten hin und stellen die Ohren auf. Oder sie stupsen ihn mit der Schnauze an. »Hochwertige wissenschaftliche Untersuchungen zu Assistenzhunden sind bisher noch rar«, bedauert die Tiermedizinerin Kerri Rodriguez von der Colorado State University, USA. Je nach Land und Organisation würden die Tiere anders ausgewählt und trainiert.
In einer Zusammenschau bisheriger Studien beschrieb Rodriguez, dass sich das Wohlbefinden von 83 Patienten dank eines Assistenzhunds im Schnitt verbessert habe. In einer weiteren Erhebung an 134 Kriegsveteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung schildert sie, dass diese den Hund gegen Flashbacks und Unruhe einsetzten. Rodriguez betont jedoch, dass das Tier kein Allheilmittel sei. Die Erkrankung selbst besserte sich durch den Assistenzhund nicht.
(Text: Susanne Donner)