Dingos sind australische Wildhunde. Sie kommen dort in allen ländlichen Gegenden auf dem Festland vor, einzig und allein die Insel Tasmanien bildet eine Ausnahme. Vor 5000 bis 8000 Jahren kamen sie nach Australien, eine Studie schätzt das Datum auf vor 3500 Jahren. Woher genau sie kommen weiß aber niemand genau. Durch ihre frühe Ansiedlung in Australien seien sie laut Forschenden geografisch sowohl von Wölfen als auch von Haushunden getrennt gewesen, was so viele Fragen um ihrer Abstammung aufwirft. Unter den Australiern sind sie wegen ihrer Jagd auf Nutztiere ähnlich verhasst, wie es in Europa lange Zeit der Wolf war. Früher jedoch waren sie sehr eng mit der indigenen Schöpfungsgeschichte der australischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner verknüpft. Sie zählen zu einem der Tiere, das in der Mythologie der Aborigines am häufigsten erwähnt wurde.
Sind Dingos die Mustangs der Hundewelt?
Nicht zuletzt weil sie äußerlich Haushunden ähnlicher erscheinen als der Wolf, rätseln Zoologische Fachkräfte allerdings schon lange, ob es sich nicht vielmehr um verwilderte ehemalige Haustiere handelt. Ähnlich den Mustangs in den USA, die keine eigene Wildpferdsorte darstellen, sondern auf die ausgebüxten Hauspferde der spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert zurückgehen. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass Dingos mit dem Menschen nach Australien kamen. Erst ab 1788 kamen auch moderne Hunderassen auf den Kontinent und verpaarten sich teilweise mit wilden Dingos. Die genaue Bestimmung ihrer ursprünglichen Gene wird aufgrund der vielen Mischlinge noch schwieriger.
Überreste von Dingos wurden in Gräbern neben Menschen gefunden
Eine Archäologiegruppe um Loukas Koungoulos von der Australian National University in Canberra hat nun einen Hinweis gefunden, dass Dingos vor langer Zeit einmal dem Menschen näher waren: In der Fundstätte von Curracurrang südlich von Sydney haben sie etwa 2000 Jahre alte Gräber entdeckt, in denen Dingos Seite an Seite mit Menschen und nicht weniger aufwendig als sie begraben worden waren – als hätten sie zur Familie gehört. Dafür fanden sich auch weitere Argumente: Spuren an den Zähnen deuten auf viele große Knochen als Mahlzeiten der Dingos hin, die sie wohl als Überbleibsel von den Menschen erhielten.
Dingos wurden früher neben Menschen begraben
Außerdem zeugen frühe Berichte australischer Kolonialisten davon, dass die Aborigines damals gern Welpen aus der Wildnis einfingen, um sie als Wachhunde aufzuziehen, wobei sie im Erwachsenenalter meist wieder in die Wildnis zurückkehrten. Allerdings: Genetisch deutet nichts darauf hin, dass Dingos gezüchtet worden wären. In einer internationalen Studie von 2022 verglichen Forschende das Dingo-Genom mit denen von Wölfen und verschiedenen Hunderassen. Ergebnis: Der Dingo ist näher mit dem Haushund verwandt als mit dem Wolf. 99,4 Prozent der Genome stimmten überein, die meiste Ähnlichkeit gab es mit dem deutschen Schäferhund. So nehmen die Dingos einen Platz zwischen Wölfen und Hunden ein.