(Artikel: Jenny Niederstadt)
Tatsächlich sogar in erheblichem Ausmaß. Verantwortlich dafür sind die weltweit wachsenden Küstenstädte und vor allem die Öl- und Gasplattformen auf hoher See. Das Licht dieser Anlagen dringt bis zu 50 Meter tief ins Meer, fanden Forschende aus Großbritannien, Norwegen und Israel heraus. Sie haben mithilfe von Messdaten von Schiffen und Satelliten den ersten Atlas zur marinen Lichtverschmutzung erstellt.
Dabei zeigte sich, dass insgesamt eine Fläche so groß wie Mexiko betroffen ist. »In einigen Regionen wie dem Mittelmeer, dem Persischen Golf und dem Südchinesischen Meer ist die Situation sehr ernst«, warnt Meereswissenschaftler Thomas Davies, Autor der Studie.
Dass Lichtverschmutzung an Land schädlich sein kann, ist bereits belegt. Für Meereslebewesen steht die Forschung dagegen noch am Anfang. Nachgewiesen ist aber, dass zum Beispiel Korallenriffe unter künstlichem Licht leiden: Ihr Stoffwechsel gerät aus dem Takt, und sie reduzieren ihre Fotosynthese.
Meeres-lebewesen reagieren unterschiedlich auf Lichtverschmutzung
Zum Problem wird Licht nicht nur, wenn es direkt auf das Wasser scheint, sondern auch, wenn es über die Wolken reflektiert wird. Denn so gelangt es viele Kilometer hinaus aufs Meer. Welche Folgen dies für die dortigen Lebewesen hat, wird gerade erst untersucht.
Erste Ergebnisse zeigen aber, dass viele Organismen stark und sehr unterschiedlich reagieren: Einige Arten verschwinden, andere breiten sich massiv aus. Und wieder andere werden in ihren Wanderbewegungen gestört, etwa der Ruderfußkrebs, wichtigster Vertreter im Zooplankton: Er erkennt am Mondschein, dass er in höhere Wasserschichten aufsteigen kann, weil seine Fressfeinde bei Nacht nicht jagen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.