(Text: Manuel Opitz)
Ein zügelloses Massengemetzel, bei dem es nur darum ging, möglichst viele Menschen umkommen zu lassen: So ungefähr sieht die typische Klischeevorstellung von Gladiatorenkämpfen häufig aus, verbreitet durch Hollywoodfilme und TV-Serien. In Wahrheit waren die Kämpfe in der Arena hoch professionalisierte Duelle mit klaren, von Schiedsrichtern kontrollierten Regeln.
Gladiatorenkämpfe konnten auf vier Arten enden: mit einem Unentschieden, mit dem Tod eines der Kontrahenten im Kampf, mit der Kapitulation eines Gladiators und anschließender Begnadigung oder aber mit der Hinrichtung. Historiker halten tödliche Verwundungen im Kampf für die Ausnahme. Schließlich verfügten die meisten Gladiatoren über eine gute Schutzausrüstung und erlitten Wunden eher an Armen und Beinen als am Kopf oder Rumpf. Außerdem rühmte das Publikum in der Arena nicht etwa Gladiatoren, die besonders blutrünstig waren, sondern solche, die ihre Gegner mit ausgefeilter Kampftechnik ohne Blutvergießen besiegten. Davon zeugen Inschriften über Gladiatoren, die siegten, »ohne zu verwunden«. Auch gab es wohl Absprachen unter den Kämpfern, sich möglichst keine tödlichen Verwundungen zuzufügen. Immerhin kannten sich viele Kontrahenten persönlich, wurden gemeinsam ausgebildet.
Meistens endeten Duelle damit, dass einer der Gladiatoren aufgab
Meistens endeten Duelle damit, dass ein Gladiator aufgab. Formal durfte der Ausrichter entscheiden, ob der Unterlegene begnadigt werden sollte, de facto richtete er sich jedoch nach der Stimmung im Publikum. Dieses tat mit Zurufen wie »Töte ihn!« oder »Begnadige ihn!« seine Meinung kund (Zeichen mit erhobenem oder gesenktem Daumen kannten die Römer – entgegen allen Klischees – nicht). Wenn die Begnadigung verweigert wurde, musste der Sieger den Unterlegenen töten, entweder durch einen Stich in die Kehle oder mit einem Stich durch den Rücken ins Herz.
Grabinschriften und Reliefs weisen darauf hin, dass im 1. Jahrhundert n. Chr. etwa jeder fünfte Kampf tödlich endete. Allerdings wurden die Duelle im Laufe der Zeit brutaler: Im 3. Jahrhundert n. Chr. ging jeder zweite Kampf tödlich aus. Unklar ist zudem, wie viele Gladiatoren im Anschluss an den Folgen erlittener Wunden starben.
Laut Grabinschriften starben Gladiatoren durchschnittlich mit 22,5 Jahren. Wahrscheinlich war die Lebenserwartung niedriger, da nur solchen Kämpfern ein Grabstein gesetzt wurde, die einige Siege vorweisen konnten. Viele andere, die bei ihrem ersten Kampf ums Leben kamen, haben keine Spuren hinterlassen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 9/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.