Heute liegt der Laacher See idyllisch in der Vulkaneifel. Hechte, Karpfen, Schleien und Barsche tummeln sich darin, Segelboote gleiten über die Wasseroberfläche. Doch vor rund 13 000 Jahren brach dort die Hölle los. Ein Vulkan schleuderte riesige Mengen Asche und Bims über 20 Kilometer hoch in die Atmosphäre, pyroklastische Ströme aus Magma und Gas löschten alles Leben aus. Bis ins Rheintal hinein bedeckten sieben Meter Auswurf die Landschaft.
Einem internationalen Forschungsteam aus Archäologie, Klimatologie, Ökologie, Radiokarbondatierung und Vulkanologie um den Dendrochronologen Frederick Reinig von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist es kürzlich geglückt, den Ausbruch, der als der letzte Vulkanausbruch Deutschlands gilt, auf das Jahr genau zu datieren. Er fand, berichten die Forscher im renommierten Wissenschaftsmagazin »Nature«, vor 13 078 Jahren statt – und damit 126 Jahre früher als bisher vermutet. Die Neudatierung gelang über Baumstämme, die infolge des Ausbruchs teilweise verkohlten und so erhalten blieben. Ein Abgleich von 157 Jahresringen der Bäume mit Radiokarbondaten des Holzes führte zu dem neuen Datum.
Mit der Neudatierung des Vulkanausbruchs müssen weitere Daten korrigiert werden
Damit präzisierten die Forschenden nicht nur das Datum der Eruption, sondern schlossen auch eine zeitliche Lücke, die bislang noch zwischen dem Vulkanausbruch und den zugehörigen Ascheablagerungen in grönländischen Eisbohrkernen bestand. Die Asche, die bei der Eruption in die Luft geschleudert wurde, lässt sich in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas nachweisen und gilt als wichtiger Zeitmarker. Mit der Neudatierung des Ausbruchs müssen daher viele weitere Daten korrigiert werden, die bislang von diesem Ereignis abgeleitet wurden. Dazu gehört etwa der Beginn der Jüngeren Dryaszeit, der letzten Eiszeit vor Beginn der bis heute andauernden Warmphase. Möglicherweise gehörte der Ausbruch des Eifelvulkans sogar zu den Auslösern der Eiszeit, bei der die Durchschnittstemperaturen in Mitteleuropa um bis zu fünf Grad Celsius absanken.
(Artikel: Angelika Franz)