Warum war es so schwierig, Hieroglyphen zu entziffern?

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Foto (C): Getty Images
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Hieroglyphen setzen sich aus Lautzeichen, Bildzeichen und Deutzeichen zusammen. Es ist eine Wissenschaft, sie zu entziffern.

(Text: Sabine Schwabenthan)

Es war eine Bankrotterklärung: »Seit fast 2000 Jahren stehen wir vor diesen steinernen Handschriften und raten und raten und können keine sichere Deutung finden«, erklärte der Archäologe Friedrich von Schlichtegroll 1818 vor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Auch der vielversprechende, im Jahr 1799 bei Rosette in Ägypten gefundene Stein habe bisher keinen »Landungsplatz« geliefert, »wo der mutige Forscher Anker werfen und das unbekannte Land erobern könnte«.

Zunächst war die Stele aus Rosette (Beitragsbild) mit ihrer dreifachen Inschrift in hieroglyphischen Zeichen, in demotischer (einer späteren ägyptischen) Schrift und im Griechisch der gelehrten Welt wie der lang gesuchte Schlüssel erschienen. Aber nun, fast 19 Jahre nach seiner Entdeckung, war das Geheimnis noch immer nicht gelüftet. Aber warum nur?

Seit fast 2000 Jahren stehen wir vor diesen steinernen Handschriften und raten und raten und können keine sichere Deutung finden.

Friedrich von Schlichtegroll (1765-1822), deutscher Archäologe

Was den Forschern seit der Antike im Wege stand, war eine falsche, aber nie hinterfragte Annahme: Hieroglyphen wurden nicht als Buchstaben verstanden, sondern als Ideogramme, als reine Bildzeichen ohne jeden Lautwert. Erst der Bruch mit dieser Theorie sollte es möglich machen, sie zu entziffern. Den ersten Schritt in die richtige Richtung ging der englische Arzt, Physiker und Hobby-Philologe Thomas Young. Seit 1814 studierte er den Hieroglyphentext auf dem Stein von Rosette.

Seine logische Annahme: Nichtägyptische Eigennamen müssten bei der Übertragung in ägyptische Schrift eigentlich mit Lautzeichen geschrieben werden, denn ein originäres Bildzeichen dazu gibt es ja vermutlich nicht. Im griechischen Textteil auf dem Stein kommt tatsächlich ein solcher Eigenname vor: Ptolemaios. Und diesen suchte der Forscher nun mit Engelsgeduld in den Hieroglyphen.

Es dauerte lange, bis Forscher verstanden, dass die Bilder auch einen Lautwert haben können.

Immer wieder verglich er die Reihenfolge der Zeichen, kombinierte und fand schließlich Hieroglyphen, die er diesem Namen zuordnete. 1819 publizierte er seine Überlegungen in der »Encyclopædia Britannica«. Unabhängig von ihm, aber ungefähr zu gleicher Zeit entdeckte auch der französische Wissenschaftler Jean-François Champollion über die Suche nach Eigennamen erste Lautwerte in den Hieroglyphen. So gelang es ihm, auf einem Obelisken mit ägyptischen und griechischen Zeichen den Namen Kleopatra zu identifizieren. Der wirkliche Durchbruch kam aber erst, als er wagte, das bisher Undenkbare zu denken: Nicht nur Namen, auch die meisten anderen Wörter werden im Altägyptischen phonetisch geschrieben. Davon ließ er sich auch nicht abbringen, als ihn die akademische Welt als Fantasten verhöhnte.

Und er behielt recht: 1822 schaffte er es, den Text von Rosette als eine Lobrede auf den griechischstämmigen Pharao Ptolemaios V. zu entziffern – der weiteren Entschlüsselung der Hieroglyphen, auch durch andere Forscher, war damit Tür und Tor geöffnet.

 

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