Nein, eine heranwachsende Eiche bekommt keine Akne, und ein junger Brokkoli unterliegt keinerlei Stimmungsschwankungen. Allerdings konnten Forschende jüngst genetische Veränderungen bei Pflanzen identifizieren, die für eine der Pubertät ähnliche Entwicklungsphase verantwortlich sind: In dieser Zeit, die jedoch nur zwei bis drei Tage dauert, verlangsamen Pflanzen das Blätterwachstum und nutzen die Nährstoffe verstärkt zur Ausbildung ihrer Fortpflanzungsorgane wie den Blütenknospen.
Die genauen Vorgänge wiesen Wissenschaftler der britischen University of York bei der Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana) nach, einer Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütler, die eng mit Kohl und Brokkoli verwandt ist. Durch jahrelange Inzucht sind die Samen dieser Art genetisch nahezu identisch und daher gut vergleichbar. Die Aktivität bestimmter Gene ließ erkennen, wann genau eine Pflanze in die Pubertät kommt – noch bevor dies äußerlich sichtbar wird.
Jedoch setzt die Phase bei den Teenie-Pflanzen nicht bei allen Individuen zur selben Zeit ein. »In mancher Hinsicht ist das Wachstum von Pflanze und Mensch sehr ähnlich: Jeder Organismus erlebt es auf seine ganz eigene Art und Weise«, sagt die Biologin Daphne Ezer, Mitautorin der Studie. Die Erkenntnisse könnten Landwirten zukünftig helfen, den besten Erntezeitpunkt zu erkennen – dann, wenn die Pflanzen einen besonders hohen Nährwert haben. Doch die Umsetzung in die Praxis ist alles andere als trivial: Die Analyse der Genaktivität kann bislang nur im Labor erfolgen – und die meisten Nutzpflanzen sind genetisch weit weniger einheitlich als die Acker-Schmalwand.
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