Zu Pfingsten feiern Christen die Ankunft des Heiligen Geistes. Um das körperlose Wesen zu symbolisieren, wurde an diesem Feiertag eine kreisrunde Öffnung in der Decke der Kirche genutzt – das Heiliggeistloch, mancherorts auch als Pfingstloch bekannt. Ursprünglich diente es zur Lüftung. Oft ist es in reiche Verzierungen und Bemalungen der Kirchendecke eingebettet, sodass es beim Blick nach oben kaum auffällt.
Die Öffnung ermöglichte manches Spektakel und Schauspiel. In manchen Gemeinden flog zu Pfingsten eine weiße Taube als Symbol für den Heiligen Geist durch das Loch, in anderen schwebte eine hölzerne Taube von oben herab in die Kirche, oder es wurden durch das Loch Blumen oder Heiligenbildchen hinabgeworfen. Zum Teil regnete es sogar brennende Fasern, denn schließlich erscheint der Heilige Geist in der Bibel auch in Form von »Feuerzungen«.
In einigen Gemeinden in Oberbayern kommt das Heiliggeistloch bis heute zum Einsatz
Zu Christi Himmelfahrt kam das Heiliggeistloch ebenfalls zum Einsatz. In einigen katholischen Gemeinden in Oberbayern ist das sogar bis heute der Fall, zum Beispiel in Anzing bei München. Dort nehmen die Menschen die Himmelfahrt wörtlich. Mit einer Seilwinde wird eine Christusfigur hochgezogen und entschwindet durch die Öffnung des Heiliggeistlochs in den Dachboden.
(Text: Kathrin Fromm)