Tierverhalten bei Krankheit: Von Beschützen bis Überspielen

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Tierverhalten bei Krankheit
Foto: New Africa // Adobe Stock
Menschen und Tiere verhalten sich im Krankheitsfall recht ähnlich, denn das Energielevel muss geschont werden. Es gibt jedoch einige gravierende Unterschiede.

Wenn Menschen krank sind, ziehen sie sich oft zurück und schlafen viel, denn Ruhe hilft der Genesung. Wenn Tiere krank sind, verhalten sie sich oft ähnlich. Doch es gibt Situationen, in denen Tiere sich nicht einfach zum Ausruhen hinlegen können. Das Tierverhalten variiert von Art zu Art.

Während der Corona-Pandemie haben sich die Menschen isoliert, um sich nicht gegenseitig anzustecken. Auch viele sozial lebende Tierarten haben Formen des Social Distancing entwickelt, um sich vor Krankheiten und Infektionen zu schützen. Zum Beispiel leben Mandrille, hochsoziale Primaten mit auffallend bunten Gesichtern, oft in großen Gruppen zusammen und putzen sich gegenseitig. Dieses Verhalten fördert die Hygiene und stärkt den Zusammenhalt unter den Affen. Leidet jedoch ein Mandrill an einer Infektion mit einem Darmvirus, können seine Artgenossen den Geruch am Kot wahrnehmen und meiden das infizierte Tier. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich bei Vampirfledermäusen. Diese leben normalerweise auch in großen Gruppen, aber kranke Tiere isolieren sich, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Kranke Ameisen und Bienen opfern sich, um die anderen Tiere zu schützen

Auch Karibik-Langusten vermeiden Infektionen, indem sie Abstand halten. Bis zu zwanzig Tiere leben gemeinsam in Schwämmen, Korallen oder Felsspalten am Meeresboden, was sie vor hungrigen Raubtieren schützt. Allerdings sind rund ein Viertel der Langusten mit einem Erreger namens „Panulirus argus Virus 1“ infiziert, der jedes Jahr mehr als die Hälfte der Jungtiere tötet. Ist ein Tier erkrankt, erkennen dies die Artgenossen an chemischen Hinweisen in seinem Urin. Die kranke Languste muss die Gruppe verlassen und einen anderen Lebensraum suchen. Ein ähnliches Verhalten ist auch bei anderen Tiergruppen zu beobachten. Kranke Tiere haben jedoch oft Schwierigkeiten, alleine zurechtzukommen, und ohne den Schutz ihrer Gruppe sind sie leichte Beute.

Besonders schädlich wirken sich ansteckende Krankheiten in großen Insektenkolonien aus, zum Beispiel bei Ameisen oder Bienen. Von beiden Arten ist bekannt, dass sich kranke Tiere in manchen Fällen absichtlich von ihren Kolonien entfernen: Sie opfern sich, um die anderen Tiere vor der Krankheit zu schützen.

Tiere überspielen ihre Krankheit um sich fortpflanzen zu können

Einige Tiere überspielen jedoch ihre Krankheit, um keine Nachteile zu haben. Untersuchungen der Evolutionsbiologin Patricia Lopes vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich haben ergeben, dass Tiere ihre Krankheit verbergen können, wenn Junge, Feinde oder potenzielle Partner in ihrer Nähe sind. Tierarten wie Mäuse, Vögel, Hausschweine, Affen und Zebrafinken wurden beobachtet. „Ein besseres Verständnis dafür, wie der soziale Kontext das Verhalten eines Tieres beeinflusst, kann unsere Modelle zur frühzeitigen Entdeckung und Verbreitung von Infektionskrankheiten verbessern“, so die Biologin.

Kühe, die an Mastitis (Entzündung der Brustdrüsen) oder Metritis (Entzündung der Gebärmutterwand) leiden, ändern meist schon ein paar Tage vor Auftreten der ersten Symptome ihr Verhalten: Sie meiden den Kontakt zu anderen Tieren, fressen weniger und lassen sich leicht vom Futterplatz verdrängen. Ähnlich verhält es sich bei Menschen, bei denen eine allgemeine Abgeschlagenheit oft das erste Anzeichen einer aufkommenden Krankheit wie Grippe ist. Selbst wenn man die Symptome nicht erkennen kann, kann allein das Verhalten der Tiere viel über ihren Gesundheitszustand aussagen.

Sarah studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem Weg zum Schreiben machte sie Halt bei Film und Fernsehen und im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, dem Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.