Sie überziehen ganze Landstriche mit Wassermassen, Blitzen oder Hagel: Gewitterwolken sind unheilvolle und doch imposante Naturphänomene. Mehr als 18 Kilometer hoch können sie sich auftürmen. An ihrer Spitze sind solche Gebilde deshalb besonders kalt. Meist nehmen sie zudem die Form eines Ambosses an, weil die Wolkenspitzen in der Troposphäre gefangen bleiben, also in der untersten Schicht der Erdatmosphäre.
Birgt eine Wolke aber besonders viel Energie, schießt sie mitunter bis in die Stratosphäre vor, wo die Temperaturen noch einmal deutlich niedriger sind. Mit jedem Kilometer, den die Wolken dort in die Höhe wachsen, kühlen sie sich um durchschnittlich sieben Grad Celsius ab.
Gewitterwolken Südlich des Inselstaats Nauru: Rekordwert von Minus 111 Grad Celsius
Nun berichten Forschende aus Großbritannien von einem neuen Kälterekord: Sie werteten ältere Daten eines Satelliten aus, der eine Gewitterfront im Südwestpazifik beobachtet hatte. 400 Kilometer südlich des Inselstaats Nauru zeigte sich dort am 29. Dezember 2018 ein beeindruckendes Wolkenbild – 20 Kilometer hoch türmte es sich über dem Meer auf. Und Temperaturmessungen ergaben für die oberen Wolkenmassen den Rekordwert von minus 111 Grad Celsius. Damit übertraf die Kälte in dieser Wolke die bislang gemessenen Werte um 30 Grad.
Gleichzeitig berichteten die Fachleute des britischen Erdbeobachtungszentrums NCEO, dass die Zahl der kalten Wolken, die bis in die Stratosphäre vordringen, in den vergangenen 20 Jahren leicht zugenommen habe. Noch sei nicht klar, wie sich das Phänomen erklären lasse. Durch den Klimawandel wären eigentlich eher wärmere Wolken zu erwarten, denn die Troposphäre heizt sich auf. Derart kalte, energiereiche Wolken aber sorgen für besonders heftige Wetterphänomene wie Hagel, Sturm und Sturzregen.
(Text: Jenny Niederstadt)